Wovon träumen zukünftige Designerinnen und Designer?

Unterscheiden sich die Berufsvorstellungen angehender Industrie Designer in Essen, London, Singapur oder Columbus/Ohio? Sehen sich Designstudierende in der Zukunft als selbstständige Unternehmer oder als Angestellte? Woran machen sie ihre Verantwortung als Designschaffende fest?

Drei der Teilnehmer des Seminars Design Management an der Folkwang Universität der Künste gingen im Laufe des Wintersemesters 20011/12 als Austauschstudenten nach England, China und in die USA. Dort befragten sie im Rahmen ihres Essener Design Management-Studienprojektes die neuen Kommilitonen nach ihren Haltungen, Wünschen und Träumen. Diese Interviews stellten sie denen von Folkwang Kommilitonen gegenüber, siehe PDF auf dem Folkwang id Blog » http://folkwangid.com

Die Darstellung der Interviews auch » hier im PDF

Auffällig ist die durchgängige und für Hochschulabsolventen bescheidene Vorstellung von der künftigen Entlohnung ihrer Arbeit – und das international. Dabei stellt sich der Verdacht ein, dass ein Gefühl des Unverdienten untergründig mitspielt. Viele haben den Beruf vor allem zur Verwirklichung persönlicher Vorlieben gewählt, ohne sich Gedanken über dessen künftige wirtschaftliche Konditionen zu machen. An sich nichts Verwerfliches, aber schade für das selbstbewusste Verständnis der Berufsgruppe als wichtige Mitspieler auf „Augenhöhe“ im Wirtschaftsprozess.

Groß ist die Bandbreite bei den studentischen Vorstellungen von der Verantwortung im Design. Die Spanne reicht vom großen Anspruch der Weltverbesserung und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bis zum persönlichem Spaß und dem Glück der Kunden. Nützlich, notwendig, innovativ und schön soll ihre Gestaltung werden, nichts Überflüssiges soll entstehen. Kein leichter Anspruch beim Blick auf unsere aktuelle Warenwelt. Von 21 Befragten, hatte sich nur ein Erstsemester noch keine Gedanken zu der Thematik gemacht.

Repräsentativ ist die Umfrage nicht, aber ein Baustein in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Bild von sich als  künftigem Akteur in der Profession. Dies ist ein Teil der Arbeit im Seminar bei Iris Laubstein zur Konzeption der eigenen beruflichen Zukunft. Seit 5 Jahren unterrichtet Iris Laubstein an der Folkwang Universität der Künste die Disziplin Design Management, mit wechselnden Schwerpunkten. Das Seminar „Das eigene Designbusiness aufbauen“ dient der Orientierung, der Bewusstmachung und Schärfung der Ziele der Studierenden und baut auf den Befragungen erfahrener Designer aus der Berufspraxis auf. Im Businessplanspiel werden Motivation, Voraussetzungen, Chancen und Risiken der Berufskarriere als Selbstständiger erarbeitet.

Noch fehlen wissenschaftliche Studien zu den jungen Menschen, die sich für das Designstudium entscheiden und in dieser Profession tätig werden wollen. Gibt es ein bestimmtes Profil, typische Designer-Persönlichkeiten? Und wenn ja, welche Stärken bringen sie mit und wo liegen ihre Schwächen? Welche Folgerungen können daraus für die Ausbildung gezogen werden und für die Weiterbildung, das Lebenslange Lernen, das gerade auch in dieser Branche das Überleben im internationalen Wettbewerb wird sichern helfen? Hier sind die Berufsverbände gefragt und alle, die sich so gern mit der Förderung der Kreativwirtschaft schmücken.